Ruf in die Heimat
Bulmahn will deutsche Forscher aus dem Ausland zurückholen Von Corinna Emundts (Palo Alto) Forschungsministerin Edelgard Bulmahn will sich verstärkt um die Rückkehr von im Ausland arbeitenden deutschen Wissenschaftlern bemühen. Einer Studie zufolge verlassen immer mehr junge Forscher das Land, vor allem in Richtung USA. Vor einer Tagung deutscher Nachwuchswissenschaftler an der kalifornischen Elite-Universität Stanford gab Edelgard Bulmahn am Donnerstagabend die Ergebnisse einer Studie bekannt, die belegen, dass Deutschland die besten Forscher an das Ausland verliert, vor allem an die USA. Mit steigender Tendenz. Die Untersuchung - im Auftrag der Ministerin vom kalifornischen Center for Research on Innovation and Society erstellt - erfasst die USA-Erfahrungen, Karrieren und Rückkehrhemmnisse deutscher Nachwuchswissenschaftler, die sich als so genannte "Postdoctoral Scholars" in den USA aufhalten. Zwar sei Qualität der Studienausbildung in Deutschland gut. Doch die Schwäche des deutschen Hochschulsystems, so zeigt die Studie deutlich, liegt in den mangelhaften Angeboten für die Zeit zwischen Promotion und Professur, so dass deutsche "Postdocs" seltener zurückkehren und stattdessen längerfristig in den USA bleiben. Bis zu 14 Prozent seiner besten Nachwuchswissenschaftler kommen Deutschland so abhanden. Auch hoch qualifizierte Ausländer, die in Deutschland studiert haben, wandern ab. Die Erhebung spricht vom so genannten "brain drain gen USA", der Abwanderung von Expertenwissen - Ausdruck für ein Phänomen, von dem bislang vor allem Entwicklungsländer betroffen sind. Die Ministerin kündigte eine Reihe von Reformen zur Verbesserung des deutschen Hochschulangebots an. Noch in diesem Jahr, so behauptete die Ministerin, solle für ausländische Studienabsolventen die rechtliche Möglichkeit geschaffen werden, ihren Berufseinstieg in Deutschland zu absolvieren, und diese somit der deutschen Wirtschaft und Forschung erhalten bleiben. "Bislang zwingen wir sie, nach ihrem Diplom das Land zu verlassen." Zudem will Bulmahn die im Rahmen der Dienstrechtsreform geplante Einführung von unkomplizierten "Junior-Professuren" forcieren, indem ihr Ministerium 1000 Stellen finanzieren wird. Die umfassende Dienstrechtsreform werde noch in dieser Legislaturperiode in Kraft treten, sagte Bulmahn. Die Reform sieht auch die Abschaffung der Habilitation vor, die die Studie als "Bollwerk des Ordinariensystems" bezeichnet, sowie eine leistungsbezogene Bezahlung der Professoren. Im fernen Deutschland werden dies viele Lobbyisten nicht gerne hören. So sei diese Reise, das gibt sie freimütig vor den Journalisten zu, auch dazu da, ein bisschen Munition für zu Hause zu sammeln.
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